Wir waren in den letzten Jahren mehrmals im Shengal/Nordirak und waren zutiefst beeindruckt von den dort lebenden Menschen, ihrer Kraft, ihrem Mut, ihrem Glauben an Veränderung und der Überzeugung, dass Frieden in diesem vom Krieg so zerstörten und zerrütteten Gebiet möglich ist.
Wir laden Dich/Sie ein, mit uns ab dem 15.Okotber .2020 in der Druckereihalle des Ackermannshof in Basel in einen kaum bekannten Emanzipationsprozess unserer Gegenwart einzutauchen.
in Shengal – die Kraft der Frauen
erzählen Frauen und Männer aus dem Shengal-Gebiet (das letzte noch bestehende Siedlungsgebiet der êzidischen Bevölkerung), wie sie nach der Befreiung vom sogenannten islamischen Staat beginnen, auf den Ruinen des Krieges ein neues Gesellschaftsmodell aufzubauen. Kein einfaches Unternehmen, aber eines, das grossen Mut und Hoffnung macht.
«Ohne Widerstand zu leisten, wären viele von uns, die den Genozid erlebten, verrückt geworden. Später wurden wir immer wieder gefragt, ob wir Rache nehmen wollen. Das machen wir nicht. Andere Menschen anzugreifen, ist bei uns Sünde. Wenn jemand einen Fehler macht, hast du doch nicht das Recht ihn zu töten. Der Mensch kann sich verändern, daran glaube ich. Ich glaube an ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Menschen und Religionen.» Dijwar, Shengal 2109)
Die Regisseurin Anina Jendreyko ist mit ihrem Team in den letzten Jahren mehrmals in den Shengal gereist, hat Material gesammelt und sich in eine enge Zusammenarbeit mit ezidischen Frauen begeben. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Ereignissen in den kurdischen Gebieten (Türkei, Iran, Irak, Syrien), arbeitete und lebte auch dort. Unterstützt wird sie von den kurdischen Musiker*innen, die den Dengbesh (Lieder) aus dem Shengal zu uns bringen, und die, wie das ganze Ensemble, eine eigene biografische Verbindung zu der Region haben.
Als im August 2014 der IS den Shengal überfällt, mit dem Ziel die êzidische Bevölkerung auszulöschen, ziehen sich die Peschmerga (Armee der südkurdischen Regierung KDP) und der irakische Staat zurück und überlassen die Ezid*innen ihrem Schicksal. Kämpfer*innen der kurdischen Befreiungsbewegung gelingt es, einen Korridor durch das vom IS besetzte Gebiet frei zu kämpfen und den drohenden Völkermord zu verhindern: Durch diesen Korridor können an die 150’000 êzidische Frauen, Männer und Kinder flüchten.
Die Rettung löste innerhalb der êzidischen Bevölkerung einen intensiven innergesellschaftlichen Diskurs aus. Die bis dahin nach innen orientierte und patriarchal strukturierte Gesellschaft befindet sich seitdem in einer tiefgreifenden Veränderung. Im Mittelpunkt stehen die êzidischen Frauen. Sie sind der Motor des gesellschaftspolitischen Aufbruchs.
Die Inszenierung spiegelt ein zeitgeschichtliches Zeugnis eines Aufbruchs wider, der weit über den Shengal hinaus reicht. Durch die künstlerische Arbeit des Ineinander Flechtens der Live Musik der ëzidisch-kurdischen Musiker*innen, der im Shengal gedrehten Video- und Tonaufnahmen, sowie des Textes und Spiels der Schauspieler*innen löst sich die objektive Distanz auf und schafft eine subjektive Verbindung zwischen vermeintlich fremden Welten.
Mit Carmen Dalfogo, Ivan Anderson, Esra Ugurlu, Ferhad Feqî Musik Süleyman Carnewa, Susin Sewsen, Metin Yilmaz Konzept, Text & Regie Anina Jendreyko Video & Konzeptmitarbeit Georg Faulhaber Mitarbeit (Vertreterin des Dachverband des êzidischen Frauenrates e.V Songül Talay Bühne und Kostüm Martina Ehleiter Regieassistenz Petra Rotar Hospitanz Zeynep Yasar Technik/Licht Michel Jann, Inigo Mendieta Produktionsleitung Pascal Moor Grafik Thomas Dillier
Premiere 15. Okober 2020, 19.30h
Vorstellungen 17., 18., 20., 21., 22., 23. & 24. jeweils um 19.30h
Druckereihalle/Ackermannshof, St. Johanns-Vorstadt 19-21, Basel
www.druckereihalle.ch
Tickets info@volksbuehne-basel.ch / 078 671 18 81
Abendkasse jeweils ab 19h geöffnet
www.volksbuehne-basel.ch
Eine Koproduktion mit der Druckereihalle, Ackermannshof in Zusammenarbeit mit dem Dachverband des êzidischen Frauenrates e.V
Mit der Unterstützung von
Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL
Stanley Thomas Johnson Stiftung, Landis & Gyr Stiftung, Wilhelm und Ida Hertner-Strasser Stiftung