SELAM HABIBI

SELAM HABIBI – die ganz vorzügliche und höchst beklagenswerte Geschichte von Romeo und Julia

SELAM HABIBI erzählt Shakespeares berühmte Tragödie zweier Liebenden aus der Perspektive eines heutigen urbanen Alltags, als ein leidenschaftliches Stück interkultureller Lebenswelt. Die Adaption von Shakespeares Romeo und Julia ist in Handlung und Personnage reduziert, leicht umgestellt und mit verändertem Schluss. Der Text ist bis auf ein paar wenige umgangssprachliche Wörter das Original von Shakespeare in einer Übersetzung von 1995. 

Die Konfliktlinien verlaufen hier nicht wie sonst zwischen zwei verfeindeten Familien sondern innerhalb der ganzen Komplexität kultureller Auseinandersetzung. Julias Vater ist eigentlich alles andere als ein strenger Patriarch, er wollte seine Tochter nur mit ihrer Zustimmung verheiraten. Doch Missverständnisse, Geheimnisse, Fehlinterpretationen und fatale Hilfestellungen drehen das Blatt schneller, als er geahnt hätte und lassen die Beteiligten zu Opfern von Konventionen und Zwängen werden, in denen sie nie gefangen sein wollten. 

Die ersten Akte finden als orientalisch-abendländisches Fest mit Musik, Gesang und Tanz statt, ein Fest, auf dem geredet, geflirtet und gestritten wird. Plötzlich ist das Fest vorbei, Mercutio und Tybalt sind tot, Romeo des Landes verwiesen, Julias Heirat mit einem anderen beschlossene Sache. Wie wird Julia reagieren? 

Ein Ensemble aus 17 Darstellern aus verschiedenen kulturellen Kreisen, 7 Schauspielern, 3 Musikern, 5 Jugendlichen und einer älteren Frau, deren unterschiedliche Biographien und Lebenswelten die Inszenierung prägen, begibt sich mit Shakespeares Sprache, Witz und Poesie auf die Spurensuche nach kulturellen Ausdrucksformen, nach Bruchlinien, Konflikten und der Fülle, die die Begegnung höchst unterschiedlicher Menschen, Lebens- und Liebensweisen eines interkulturellen urbanen Alltags bietet. Sie setzen sich künstlerisch mit den vielen möglichen Strategien zwischen Neuorientierung und Tradition auseinander. Diese Fragen des (Zusammen-) Lebens mit all  seinen Widersprüchen stellen sich auch in der kulturellen Vielfalt Griechenlands. Mit der Einbindung von Darstellern vor Ort werden diese Berührungspunkte in all ihren Facetten und Unterschieden noch einmal neu in das Stück eingearbeitet. 

Besetzung

Regie   Anina Jendreyko ; Julia  Zeynep Yasar, Romeo Yasin El Harrouk, Vater von Julia Ferhat Feqî,  Mutter von Julia Carmen Dalfogo,  Tybalt Robert Baranowski, Amme/Teyze Verena von Behr, Lorenzo Farhad Payar, Mercutio Musa Küsne, Benvolio Birkan Çam,  Paris Nadim Jarrar, David  Jack Ondoua, Yll Petrit Bahtiri,  zwei älteren Damen Eilif Gölgeli und Ayse Onurlu 

Musikalische Leitung und Gesang  Süleyan Çarnewa, Musiker: Arjin Haki,  Umut Yilmaz 

Produktionsleitung Pascal Moor, Dramaturgie Inga-Annett Hansen, Bühne und Ausstattung Pia Gehriger, Kostüm Bozena Civic und Nicole Müller, Licht / Technik Michel Jann, Regieassistenz Jochen Cerff und Marie Jeger

Sprechcoaching Nicole Coulibaly,  Bühnenmalerin Maja Zogg , Grafik Thomas Dillier, Photos Matthias Wäckerlin 

https://vimeo.com/62934686

Rezensionen

„Der Theaterabend verzichtet auf Künstlichkeit und ironische Distanziertheit. Es ist der gelungene Versuch, viel echtes Leben in den Kunstraum Theater hineinzutragen. Das Auftreten der Figuren wirkt so echt, als seien sie eben von der Strasse ins Theater hineingeschneit. Der grosse und überregionale Ansturm auf die Vorstellungen belegt, dass das sehr heterogene Ensemble sich dem Publikum in seiner Vielfalt als hochenergetische mitreissende Spiel-Gemeinschaft präsentiert, und mit Romeo und Julia als Vorlage brennend aktuelle Themen der heutigen städtischen Gemeinschaft auf die Bühne bringt.“

Tageswoche

“Das Zusammentreffen von Menschen aus verschiedenen Kulturen schuf einen Kosmos von Geschichten, der die Tragödie von „Romeo und Julia“ in neuem Licht erscheinen liess: Die Konflikte entwickelten sich aus den Persönlichkeiten der Akteure, nah an den Erfahrungen eines Publikums, das längst alltäglich mit kultureller Vielfalt konfrontiert wird. In exemplarischer Weise konnte die Volksbühne Basel ihre Ziele erreichen: Geschichten von Menschen unterschiedlicher Kulturen zu erzählen für ein Publikum, das die Migrationsgesellschaft widerspiegelt. Die Einladung nach Berlin an den hemathafen Neukölln, ans Theater Chur und in Dohuk/ Südkurdsistan beweist ihre überregionale Anerkennung und Strahlkraft.“ 

Ingo Starz – Programmzeitungen

Am Sonntag den 10. Maerz war ich in Basel um eine Vorstellung von Romeo und Julia die von Anina Jendreyko inszeniert wurde an der Volksbuehne in Basel zu sehen.Diese Vorstellung gehört mit zum Besten was ich in den letzten zehn Jahren sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in London, New York, Dublin und Chicago gesehen habe.Dies kommt vor allem vom Können und Handwerk der Regisseurin die das Wesentliche kann und verstanden hat. Nämlich: Die Fähigkeit des Regisseurs eine Atmosphäre zu schaffen wo Schauspieler Vertrauen haben in ihre eigenen Fähigkeiten und in die der Regisseurin und ihre Arbeit frei und ungehindert machen können. Theater ist letztendlich ein SchauspielerInnen-Medium und nicht wie man sich im deutschsprachigen Raum krankhaft einbildet das Medium des Regisseurs. Das was in der Inszenierung von Romeo und Julia von Anina Jendreyko, ihren SchauspielerInnen und all den anderen begeisterten Theater-Leuten gemacht wird, ist schlichtweg lebendiges, spannendes und inspiriendes Theater. Es ist eine Freude diesen Theater-Leuten bei der Arbeit zuzusehen und das was sie gemeinsam machen mitzuerleben. Es hätte sich alleine schon deswegen gelohnt dieses Mal ueber den Atlantik zu fliegen und dann noch stundenlang im Auto zu sitzen nur um diese Inszenierung zu sehen…….Ich selbst bin Schauspieler und seit November 1989 Mitglied auf Lebenszeit im Actors Studio, New York.  Die  Inszenierung Selam Habibi von Anina Jendreyko erinnert mich an das Allerbeste was ich je im Theater gesehen und erlebt habe. Die Inszenierung hat mich so begeistert dass ich noch tagelang danach daran denken musste. Diese Aufführung hat meinen Glauben an all das was Theater sein kann wieder erweckt.

George Enders
New York, NY – Life Member, The Actors Studio, New York
Matthias Wäckerlin